1Anlehnungsprobleme: Mein Pferd drückt beim Reiten immer stark gegen den Zügel oder geht gerne „hinter dem Zügel“. Kann das an meinem Sattel liegen?
Für dieses Problem gibt es mehrere Möglichkeiten.

  1. Der Sattel behindert das Pferd im Bewegungsablauf, so dass die von Ihnen geschilderten Probleme entstehen.
  2. Der Reiter hält sich bei der Ausbildung seines Pferdes nicht korrekt an die Skala der Ausbildung in Kombination mit der reiterlichen Kontrolle durch einen versierten Pferdewirtschaftsmeister.
  3. Eine Kombination aus beidem.
Sollte der Sattel der ausschlaggebende Faktor für Ihr Problem sein, sind verkehrte Kammerweite, verkehrter Schwerpunkt des Reitersitzes und die daraus fehlerhafte Sitzposition auf dem Pferderücken ursächlich. Besonders kritisch ist, wenn der Schwung des Sattelbaumes nicht parallel zur Oberlinie des Pferdes verläuft. Dann hilft leider kein Polstern oder Verstellen des Sattelbaums, weil dieser in der Längsachse nicht verstellbar ist. Hier hilft nur ein anderer Sattel.
2Schwierige Sattelgurtlage: Mein Sattel rutscht immer nach vorne. Was kann ich tun?
Ein Vorrutschen des Sattels liegt meistens nicht an der Sattellage, sondern an der Sattelgurtlage. Sollte diese sehr dicht hinter den Vorderbeinen (am Ellenbogen) liegen, wird der Sattel durch den Gurt nach vorne gezogen. Rutscht der Sattel vor, wird auch der Reiter im Sattel zu weit hinten sitzen und schiebt den jetzt außerhalb des Schwerpunkts liegenden Sattel zusätzlich weiter nach vorne.

Die Problemlösung bezieht Material und/oder das Training des Pferdes ein:

  • Material: Hier ist ebenfalls besonders auf die exakte Einhaltung des Sattelbaumschwunges und die möglichst weit vorne liegende vordere Gurtstrupfe zu achten. Weiterhin sollte ein Sattelgurt gewählt werden, bei dem die Schnallen eine Schnallenbreite weiter hinten liegen als bei einem normalen. Verwenden Sie eine dünne Schabracke, die sehr fest im Material ist, um das Reitergewicht bestmöglich auf den Pferderücken zu verteilen und den Sattel möglichst nah am Pferd aufliegen zu lassen. Alternativ kann auch eine feste Schabracke mit untenliegendem Gumminetz als „Feintuning“ eingesetzt werden. Hierzu sollten Sie aber Ihren Reitlehrer zur Kontrolle der Pferdebewegung mit ins Boot nehmen.
  • Training des Brustkorbs des Pferdes durch stärkeres Konditionstraining im Gelände mit längeren Galoppstrecken verbessert langfristig auch die Sattelgurtlage. Erarbeiten Sie in Abstimmung mit Ihrem Reitlehrer einen passenden Trainingsplan.
3Durchlässigkeitsprobleme: Mein Pferd nimmt meine Hilfen nicht richtig an?
Mangelnde Durchlässigkeit kann an reiterlichen Fehlern liegen. Oder auch daran, dass in der Ausbildung des Pferdes wichtige Grundlagenlektionen nicht erarbeitet wurden. Oder dass das Pferd verspannt ist, Zahnprobleme oder andere Schmerzen hat. Hier muss insbesondere ausgeschlossen werden, dass der Sattel ursächlich ist.

Zur Problemlösung verweisen wir auf unsere Tipps zur Überprüfung der Sattellage. Sollten sich hier Anhaltspunkte ergeben, sprechen Sie uns an. Vor Ort können wir die vermuteten Probleme klären und Lösungen dafür suchen, oder – in dieser Situation genauso wichtig – den Sattel als Problemquelle ausschließen.
4Satteldruck und Verspannungen: Mein Pferd ist plötzlich schwerrittig geworden!
Satteldruck entsteht nicht nur durch einen schlecht passenden Sattel, sondern kann auch durch falsches Auflegen, Verletzungen der Wirbelsäule und äußere Einwirkung (zum Beispiel Sturz, falsches Reiten, Biss- oder Trittverletzungen durch andere Pferde), falsches Reitergewicht für den momentangenutzten Sattel und so weiter entstehen. Satteldruck aufgrund eines nicht passenden Sattels wird in zwei Kategorien unterteilt: Oberflächlicher Satteldruck / Tiefer Satteldruck

Der oberflächliche Satteldruck ist eine starke Reizung der Haut (bis zu offenen Wunden) und der darunter liegenden Hautmuskulatur durch Reibung und falsche Bewegung des Sattels. Dies führt zu starken Reaktionen bis hin zu Lahmheit und Widersetzlichkeit (Buckeln, stehen bleiben). Hier ist sofortige Hilfe durch den Tierarzt, Sattler oder Alternativ-Mediziner in Anspruch zu nehmen, bevor das Pferd wieder geritten werden kann.

Tiefer Satteldruck entsteht oft durch fortlaufenden Druck eines falsch sitzenden Sattels. Dadurch verkrampft die tiefer liegende Muskulatur – auch zwischen den Dornfortsätzen. Häufig passt der Sattelbaum nicht zur Oberlinie des Pferdes. Der Reiter erkennt das Problem nur am dem Verhalten des Pferdes (Steifheit, Widersetzlichkeit, Taktfehler), nicht an einer erkennbaren Reizung der Sattellage.

Die Lösung beginnt bei der Identifizierung der Ursache. Der Sattel muss obligatorisch in beiden Fällen kontrolliert, angepasst unter Umständen sogar ausgetauscht werden. In beiden Fällen sollte der Tierarzt hinzugezogen werden. Eine ausreichende Reitpause – in der das Pferd aber weiter gearbeitet werden soll, damit es die Muskulatur nicht zu stark abbaut – ist anzuraten.
5Gurtzwang: Mein Pferd wehrt sich beim Angurten gegen den Sattelgurt.
Gurtzwang entsteht häufig schon bei Remonten in der Gewöhnungsphase. Dafür gibt es mehrere Ursachen:

  • Zu schnelles Angurten
  • Nicht individuell angepasste Sattelgurtform
  • Gesundheitsprobleme beim Pferd wie z. B. Magengeschwüre
  • Schlechte Sattelgurtlage
Eine Korrektur der schlechten Sattelgurtlage durch einen passenden Sattelgurt wirkt sich unmittelbar auf den korrekten Sitz des Sattels aus. Wir verweisen auf unsere Empfehlungen zum korrekten Sitz des Sattels. zur Passformkontrolle
6Gesundheitsprobleme beim Reiter: Seit meinem neuen Sattel habe ich Hüft- und Rückenbeschwerden
Tritt das Problem sofort mit einem neuen Sattel auf, ist eine nicht passende Taillierung des Sattelbaums verantwortlich und der Sattel sollte getauscht werden. Gleichfalls muss eine Einengung des Reitersitzes durch die Sattelform und die Pauschen vermieden werden. Normalerweise kann dies bei ausreichendem Probereiten ausgeschlossen werden, bei dem sattelspezifische Reitsituationen entsprechend des Ausbildungsstandes getestet werden.

Tritt das Problem erst später bei einem Sattel auf, können eine falsche Sitzposition oder eine unpassend eingestellte Steigbügelriemenlänge ursächlich sein. Faustregel für die richtige Sitzposition und Steigbügelriemenlänge sind der sich ohne Anstrengung ergebende ausbalancierte und mitschwingende Sitz.
7Aufbewahrung Sattel und Lederzeug: Mein Sattel hat weiße Flecken
Eine unsachgemäße Lagerung des Sattels führt sehr schnell zu Schimmelbildung. Der Aufbewahrungsort – meistens die Sattelkammer – sollte folgende Voraussetzungen erfüllen, damit der Besitzer lange Freude an seinem teuren Lederzeug hat:

  • Gute Belüftung – besonders, wenn das Klima draußen nasskalt ist. Leder schimmelt bei zu hoher Luftfeuchtigkeit schnell. Insbesondere dann, wenn die Luftzirkulation gering ist.
  • Gleichmäßige Temperatur (circa elf bis 15 Grad)
  • Grundsätzlich sollte die Sattelkammer ein gut gelüfteter, trockener Ort sein, in dem das Lederzeug zur bestmöglichen Luftzirkulation möglichst offen aufgehängt werden kann und nicht im engen, geschlossenen Spind aufbewahrt wird.
  • Sollte, aus versicherungstechnischen Gründen, ein abgeschlossener Spind notwendig sein, so gilt: je größer der Spind, desto besser. Es gibt inzwischen Spinde mit beheizbarem Gebläse, welches, je nach Witterung, eingestellt werden kann.
  • Der Sattel sollte auf dem Halter nicht mit dem Kissenkanal aufliegen, sondern auf einer breiten Auflagefläche im gleichen Winkel der Kissen.
  • Trensenhalter haben oft einen zu kleinen Durchmesser. Optimal sind Halter in der Größe eines Pferdegenicks.
  • Um den Sattel in der Sattelkammer zu schützen, empfiehlt es sich, einen atmungsaktiven Überzug zu verwenden (kein Plastik).
8Lederpflege: Mein Sattel hat Wellen auf dem Sitz.
Dieses Problembild entsteht, wenn das Leder seine Elastizität verliert. Die Problematik tritt bei modernen Sätteln mit weicher Sitzauflage schneller auf, weil das Leder durch die Nachgiebigkeit der Unterlage stärker gedehnt wird. Ohne Pflege kann das Leder schon nach wenigen Monaten irreparabel geschädigt werden.

Die Pflege des Lederzeugs hängt stark von der Nutzung ab und erfordert ein wenig Fleißarbeit:

  • Bei normaler Nutzung (einmal reiten täglich) sollte der Sattel je nach Schweißentwicklung von Pferd und Reiter mit Sattelseife gereinigt werden (darauf achten, dass Seifen- und Salzrückstände auf Unter- und Oberseite des Sattels mit reichlich Wasser ausgewaschen werden). Trocknen bei Zimmertemperatur.
  • Nach dem Trocknen einölen, und zwar gilt hier der Grundsatz: Nicht viel, aber öfter. Pflegen Sie Ihr Lederzeug wie ihre Hände!
  • Lederfett dagegen sollte mehr zur Konservierung bei längerem Lagern in Betracht kommen.
Klassische Lederpflege mit Seife und Öl bzw. Fett erfolgt in den beiden Arbeitsschritten Reinigung und Konservierung. Zur Arbeitserleichterung können moderne Pflegepräparte eingesetzt werden.
9Komfort und Funktion für den Reiter: Ich möchte einen bequemen Sattel haben. Worauf muss ich bei der Anschaffung achten?
Das seitliche Profil des Sattels: Die Taillierung des Sattels entscheidet über den Sitz und den Komfort des Reiters und die Gewichtseinwirkung auf das Pferd. Beispielsweise sorgt eine enge Taillierung im vorderen Sattelbereich für ein höheres Gewicht der beiden Sitzbeinhöcker, eine geringere Gewichtseinwirkung über die Oberschenkel und eventuell für Druck auf das Schambein.

Sattelblatt und Pauschen: Abhängig vom Satteltyp ist das Seitenblatt unterschiedlich geformt. Beispielsweise ist bei einem Vielseitigkeitssattel das Seitenblatt mehr nach vorne ausgeformt als bei einem Dressursattel. Die Sattelpauschen sorgen für einen sicheren Sitz von Knie und Bein des Reiters. Durch die richtig eingestellte Steigbügellänge kann anhand der Oberschenkellänge und der Kniewinkel entschieden werden, welche Stärke und Form der Pauschen für den optimalen Sitz sorgen.

Sitzlänge: Die für den Reiter verfügbare Sitzlänge hängt entscheidend von der Winkelung des Hinterzwiesels ab. Eine flache Winkelung vergrößert, eine steilere verkleinert die Sitzfläche. Die Oberschenkel haben umso mehr Platz, je steiler die Winkelung ist.

Komfort und Sicherheit: Letztendlich muss der Reiter beurteilen, welche Form und welche Anpassungen des Sattels sich bei ihm komfortabel und sicher anfühlen. Hierbei spielen Können und Zielsetzungen eine entscheidende Rolle. Beispielsweise wird sich ein Reitanfänger sicherlich wohler in einem Sattel fühlen, der ihn mehr einrahmt, während der erfahrene Reiter sich hier eher eingeengt fühlt.